Nach der Städtekulisse von Memphis erwartete uns in den nächsten Tagen ein Kontrastprogramm, denn es steht der Staat Mississippi auf unserem Plan, Heimat des gleichnamigen großen Flusses. Das gesamte Delta ist sehr flach und die Gegend durch seine endlosen Felder und gerade Straßen eher langweilig. Man kann sich wirklich sehr gut vorstellen, was für ein trostloses Leben das damals war, als Sklaven noch die harte Arbeit auf den Baumwollfeldern verrichten mussten. Noch heute leben in einigen Gegenden fast die Hälfte der Einwohner unter der Armutsgrenze und das sieht man in den Städten, durch die man fährt.
Geschichtlich hat der Staat sehr viel mitgemacht: Indianervertreibung, Besetzung durch wahlweise Franzosen, Spanier und Engländer und daraus resultierende Bürgerkriege, dann Schauplatz von Rassenunruhen. Aber auch Musikgeschichte,und das ist ja irgendwie das große Thema unserer Reise. Mehrere der bekanntesten Blues- und Rock-’n’-Roll-Künstler stammen ursprünglich aus Mississippi. Elvis zum Beispiel wurde in Tupelo geboren, BB King in Berclair. Damit war unsere erste Station nach Memphis Morgan Freemans „Ground Zero Blues Club“ in Clarksdale.
Clarksdale ist auch der Ort, wo an einer Kreuzung („Devil’s Crossroads“) der Musiker Robert Johnson seine Seele an den Teufel verkauft haben soll, um von ihm den Blues zu lernen. Direkt daneben gibt es seit 1924 das Abe’s, ein BBQ-Schuppen mit richtig leckerem pulled pork sandwich und saucooler Einrichtung. Mit einem kurzen Abstecher nach Helena konnten wir übrigens auch den Staat Arkansas zu unserer Liste hinzufügen.
Geschlafen haben wir in einem richtig niedlichen und authentischen B&B in Vicksburg. Komplett mit antikem Möbiliar und fast kitschiger Einrichtung. Und nächtlichem Hupkonzert von vorbeifahrenden, kilometerlangen Zügen. Das Beste war natürlich das selbstgemachte und reichhaltige Frühstück mit dem Hausherrn (pünktlich 8.45 wird der Kaffee im Salon serviert, 9.00 dann das Frühstück im Esszimmer) und den anderen zwei amerikanischen Gästen, die jeden Tag auf dem Schlachtfeld von Vicksburg zugebracht haben, um dort die Familiengeschichte zu erforschen.
Vicksburg war nämlich Schauplatz einer entscheidenden Schlacht im amerikanischen Bürgerkrieg. Im Gegensatz zu unserem Ziel am zweiten Tag, Natchez, hat Vicksburg bis zum Schluss gekämpft und so viel alte Struktur verloren. Natchez hingegen hat bis heute wunderschöne Antebellum-Häuser zu bieten, in den die Plantagenbesitzer gewohnt und ihren Reichtum zur Schau gestellt haben (die Plantage selbst war nur der Arbeitssitz, repräsentiert wurde in der Stadt). Man kann viele der Häuser besuchen oder, so wie wir, der Reihe nach abfahren und von außen bewundern. Richtig lecker haben wir im Magnolia Grill gegessen, in einer Gegend, die früher wohl sehr verrucht war, heute aber sehr idyllisch direkt am Mississippi.