Heute haben wir Kyoto, diese zauberhafte Stadt, verlassen und uns Richtung Tokyo aufgemacht. Unser erstes Zwischenziel ist das Miho-Museum, das etwa eine Stunde von Kyoto versteckt in den Bergen liegt. I.M Pei (u.a der Architekt des Louvre) hat es für die Shumei-Sekte erbaut und dafür die Legende um einen Fischer, der einem Licht folgend durch einen tunnelartigen Pfirsischhain läuft, um schließlich am anderen Ende des Tunnels auf das Paradies zu stoßen. Genauso hat der Architekt dieses Museum erbaut: mitten im Nichts folgt man einem langen Tunnel und trifft auf eine Brücke über einer Schlucht. Am anderen Ende steht das Museum eingebettet in die Natur. Über 90% des Gebäudes liegen unterirdisch, denn man hat den Berg komplett abgetragen, um ihn nach dem Bau wieder aufzuschütten. Die gesamte Architektur ist sehr beeindruckend und einzigartig und man könnte Stunden damit verbringen, das Museum von allen Seiten und aus allen Winkeln zu fotografieren. Die ausgestellten Exponate, allesamt aus der Sammlung der Sektenführerin, sind durchaus interessant, werden aber meiner Meinung nach vom Museum vollkommen in den Schatten gestellt.
Auf dem Weg zum Ise-Schrein, unserem nächsten Ziel, haben wir an einer Raststätte gegessen und so wieder ein Stück japanischer Esskultur kennengelernt: man bestellt hier am Automaten, bekommt eine Nummer und wird aufgerufen. Alles läuft geregelt und geordnet und jeder bekommt sein Essen. Der Ise-Schrein in der Stadt Ise auf der Halbinsel Shima ist Nationalheiligtum. Jeder Japaner muss hier einmal in seinem Leben gewesen sein (genau wie auf dem Fujijama). Zwischen Zypressen und Zedern liegt er inmitten der Natur und wird alle 20 Jahre neu aufgebaut, weil es die Tradition so verlangt. Er wandert somit alle 20 Jahre nach links oder recht; der jetzige Schrein ist aus dem Jahr 2013. Der Hauptschrein ist den Priestern vorbehalten, aber man im gesamten Areal sehr schön spazierengehen.
Die Nacht verbringen wir im Küstenort Toba direkt am Meer, mit einem schönen Blick vom Hotelzimmer direkt auf die Bucht. Und das Beste: hier ist der erste Onsen unserer Reise! Dieser wird von dem japanischen Schmuck-und Kosmetikhersteller Mikimoto betrieben, man badet also in allerfeinstem Perlenstaub! Ein Onsen ist ein traditionelles Bad und fester Bestandteil im Leben eines Japaners. Früher, als es noch keine eigenen Badewannen und Duschen im Haus gab, hat man sich regelmäßig im Onsen getroffen, um zu baden und zu tratschen. Strikt getrennt nach Geschlechtern natürlich, denn man betritt es nur nackt. Anders als man denken würde, reinigt man sich gründlich, bevor man in das 40 Grad warme Wasser steigt. Dazu stehen mehrere Hocker und Duschbrausen bereit und natürlich allerlei Pflegeprodukte. Eingeseift und abgeduscht steigt man dann in hüfthohes heißes Wasser und lässt es sich gutgehen. Die meisten Onsen haben auch einen Außenbereich, den man auch nutzen kann. Man kann das Spiel einseifen-abduschen-baden durchaus mehrfach wiederholen, allerdings sagt der Kreislauf eines Europäers recht schnell danke. Es gibt zudem unzählige Regeln, die man befolgen muss und sicherlich haben wir einiges falsch gemacht nach den Blicken zu urteilen. Aber man fühlt sich einfach grandios danach und außerdem duftet man herrlich!
Zum Abendessen gab es entsprechend der Lage Meeresfrüchte aller Art, von Lobster über Muscheln bis zu Garnelen. Und: ich hab es sogar probiert!