Guilin und Yangshuo liegen in der Provinz Guangxi im Südwesten Chinas und sind aufgrund der Natur dort die mit am meist fotografiersten Städte in China. Überall in dieses Gegend erheben sich Karstberge in den erstaunlichsten Formen, stehen Bauern bis zu den Waden in ihren Reisfeldern und zieren kleine Pagoden, Brücken und kleine Häuser die Landschaft. Yangshuo ist schon mehr eine internationale Backpacker-Gemeinde als ein chinesisches Dorf, aber gerade dies hat uns so gut gefallen. Insgesamt 7 Tage haben wir in dieser Gegend verbracht.
Guilin ist die nächstgrößere Stadt zu Yangshuo und deshalb das Erste, was Touristen sehen, wenn sie mit Flugzeug, Bus und Bahn zu Hunderten einfallen. Aufgrund unseres späten Fluges entschieden wir uns, die erste Nacht in einem Hostel in Guilin zu bleiben, am Morgen dort etwas zu unternehmen und dann über eine Stunde nach Yangshuo zu fahren. Also ließen wir uns am ersten Tag mit einem Boot den Elefantenhügel zeigen, der so aussieht, als ob ein Elefant seinen Rüssel in das Wasser eintaucht, und danach ein wenig die umliegenden Berge. Nach dieser Bootsfahrt schlenderten wir noch ein wenig durch den Ort, kamen an zwei Pagoden vorbei und brachen am Nachmittag nach Yangshuo auf. Die wichtigste Straße hier ist die Xi Jie (Weststraße), an der sich die Restaurants, Cafés, Souvenierläden und Hotels türmen und man sich mit Einheimischen, chinesischen und noch mehr westlichen Touristen entlangschiebt. Unser Hostel lag in einer kleinen Seitenstraße und wir entschieden uns sofort für das angepriesene besondere Zimmer, denn es hatte einen Balkon mit Ausblick auf den Li Fluss, auf dem tagsüber hunderte Bambusboote schwammen und in dem sich die Leute abkühlten. Trotz schlechter Wetterprognose hatten wir wunderbares Wetter, die Sonne schien jeden Tag und erwärmte mit über 30°C.
Am zweiten Tag mieteten wir uns Fahrräder und fuhren zum Mondberg, auch hier stammt der Name von der Gestalt des Berges ab, der ein Loch wie ein aufgehender Mond hat. Die Hitze war unerträglich und wer die grandiose Idee hatte, bei diesem Wetter die 1251 Stufen hinaufzusteigen, weiß ich nicht mehr genau, aber wir waren echt ganz schön k.o! Natürlich entschädigte der Ausblick etwas, denn man konnte an diesem Tag, wie an fast allen, wunderbar weit über das Land sehen. Auf dem Weg zum Berg sind wir an vielen Höhlen vorbeigekommen, es ist wohl eine der Attraktionen, sich im Schlamm in diesen Höhlen zu baden, aber das haben wir nicht gemacht. Wir haben uns stattdessen einen riesigen Banyan-Baum angeschaut und diesen einmal komplett umrundet, nachdem uns ein Chinese in perfektem Deutsch erklärt hatte, wenn man das als Paar täte, wäre eine Heirat sehr wahrscheinlich! Hihi.
Den dritten Tag ließen wir ruhig angehen, nachdem ich mich auch bei dem Ausflug zum Mondberg ein bisschen verbrannt hatte. Außerdem haben wir bei diesem Ausflug gelernt, dass man in dieser Hitze besser keine großen Touren macht. Wir blieben also im Ort und haben uns dort ein bisschen umgesehen. Am Abend, beim Schlendern durch die Weststraße, kamen uns viele Kinder entgegen, die dem Aufdruck auf ihren T-shirts nach von der lokalen Englischschule kamen und an uns vielen Ausländern das Gelernte testen wollten. So kam es, dass wir von zwei 7 oder 8-jährigen gelöchert wurden, woher wir den kämen, wie alt wir sind, wie wir heißen und wie uns Yangshuo gefällt.
Am vierten Tag buchten wir eine Tour auf dem Fluss von Xingping nach Yangdi. Leider war dies kein so großer Erfolg, die Tour eher lausig. Die Anreise im öffentlichen Bus, dann ewiges Warten auf den Fahrer, der uns zum Boot bringen sollte, dann Fahren über Stock und Stein am Fluss entlang (und nicht darauf)und schließlich die Fahrt selbst. Nun ja, die Landschaft war schon toll, keine Frage, aber es waren eben die äußeren Umstände, die uns eher missfielen. Am Ende aber habe ich dann noch meinen persönlichen Höhepunkt dieses Ausfluges erleben können, denn wir waren genau an der Stelle, die auch auf dem 20-RMB-Schein dargestellt ist.
Der Ausflug am 5.Tag war wohl der Schönste von allen, denn wir buchten eine Tour zu den Reisterrassen in Longji. Diese Reisterrassen wurden in der Yuan-Dynastie angelegt und sicherten trotz steiler Berghänge eine Lebensgrundlage für die Menschen dort. Die Terrassen erstrecken sich bis in 900m Höhe und eine Terrasse ist etwa 2 bis 3 km lang. In dieser Gegend lebt das Volk der Yao, die sogar im Guinessbuch der Rekorde erwähnt werden, weil die Frauen hier Haare haben, die bis zum Boden reichen. Was natürlich eine Riesen-Attraktion für die vielen Touristen ist, die für die Yao eine ordentliche Einnahmequelle darstellt. Diese Frauen schneiden bloß einmal im Leben ihre Haare, nämlich wenn sie 18 werden, und danach erkennt man den Status der Frau anhand ihrer Frisur. Bei Kenntnis weiß man, ob sie verheiratet ist oder nicht und ob sie Kinder hat oder nicht. Das Dorf dieser Frauen erinnerte mich stark an ein Alpendorf, mit denselben Hütten, einem Fluss in der Mitte (perfekt zum Staudammbauen) und der Bergkulisse im Hintergrund. Von hier aus ging es dann mit einem kleineren Bus die Serpentinen hinauf zum Dorf Ping´an. Von dort aus erklommen wir die Aussichtspunkte für die Terrassen. Der Ausblick war gigantisch, bis in das Tal hinein wanden sich die Linien jeder einzelnen Terrasse und das saftige Grün des Reises hob sich deutlich von den grauen Dächern der Häuser ab. Das Wetter war auch an diesem Tag wieder super, was den Tag perfekt machte. Ein grandioser Ausflug!
An unserem letzen Tag schließlich machten wir noch ganz touristisch eine Tour mit einem Bambusboot, bevor wir unsere Sachen packen mussten, um dieses Paradies schon zu verlassen. Der Lonely Planet hatte schon ganz recht: wenn wir wie die meisten Touristen sind, dann planen wir eine kleine Weile und bleiben am Ende viel länger. Und selbst in den insgesamt 7 Tagen haben wir nicht alles gesehen, aber bei dem großen Angebot an Aktivitäten kann man auch selten alles schaffen. Wir sind jedenfalls sehr angetan und haben unsere Tage in Yangshuo sehr genossen.
Torsten bereitet die Bilder vor, um diesen Reisebericht abzurunden, bevor es dann bald ein paar Infos zu unserer letzten Station Xiamen gibt.
Liebe Tine, Deine Reiseberichte zu lesen, ist immer wieder ein Genuß. Jedesmalfreut man sich mit Euch über die eindrucksvollen Erlebnisse und bedauert, nicht dabei gewesen zu sein.
Vielen Dank, daß Du uns so toll teilhaben läßt!