An der Nordseeküste… ach nee, das war falsch. An der Gelbes-Meer-Küste müsste ich wohl singen. Denn von dort kommen wir, vor einer Stunde wieder in Peking angekommen. Wir haben ein verlängertes Wochenende in Qingdao verbracht, einer ehemaligen deutschen Kolonie am Meer.
Die Stadt ist bekannt für seine Strände, seine deutsche Architektur und natürlich für das Tsingtao-Bier, das hier hergestellt wird. Zudem wird Qingdao bald Gastgeber der Segelwettbewerbe Olympias sein. Dies und die frische Seeluft bewog uns, Freitag Abend in den Nachtzug nach Qingdao zu steigen und 4 Tage dort zu verbringen.
Am ersten Tag sind wir natürlich gleich am Wasser gewesen. Wir sind am Pier entlanggeschlendert und haben uns das Marinemuseum angeschaut inkl. Kriegsschiffe und Uboot und sind dann weiter Richtung Little Qingdao gewandert, wo wir sogar ganz mutig mit den Füßen im Wasser waren! Am Abend dann haben wir uns mit Gwen, unserer Freundin und Kommilitonin, die in Qingdao Praktikum macht, verabredet und waren lecker Jiaozi essen. Anschließend sind wir noch ein bisschen am Wasser entlangspaziert und haben die Sommernacht genossen.
Am nächsten Tag stand dann die Attraktion auf dem Programm: die Tsingtao Brauerei. Schon von weitem durch die hohen als Bierflaschen drappierte Türme zu sehen, begrüßte uns die riesige Anlage, die wunderschön touristisch hergerichtet wurde. Im ersten Gebäude wird die Geschichte der Brauerei anschaulich dargestellt. Besonders witzig für uns natülich die Reklameschilder und Aktienpapiere auf Deutsch, denn die Brauerei wurde 1903 von den Deutschen gegründet, die 1898 Qingdao besetzt hatten und unverkennbar ihre Spuren dort hinterließen – zum einen die Brauerei und zum anderen die deutsche Architektur. Im Museum ging es nach der Geschichte weiter in die alten Anlagen, wo man die Gerätschaften ausstellte, mit denen man früher Bier herstellte. Weiter hinten dann kam man von den alten Braumitteln zu den neuen Anlagen. Und für besonders gute Unterhaltung hab es zwischendurch eine kleine Kostprobe Bier. Am Ende der Ausstellung dann mein persönliches Highlight: der Tipsy Room. Ein Raum, der einem vorgaukelt man wäre besoffen. Und wirklich; kaum betreten, fühlte man sich schwindelig und übel. Und zu allem Überfluss war innen eine Kamera installiert und die Leute draußen konnten beobachten, wie man durch den Raum steuerte. In der Bar dann ganz am Schluss konnte man in echt besoffen werden, denn es gab einen 1l Krug Freibier! Ein sehr tolles Museum.
Von der Brauerei ging es dann zum Zhongshan Park, eine riesige Grünanlage inmitten der Stadt mit Fernsehturm. Leider zog das Wetter zu, als wir ein paar Runden mit der Achterbahn fuhren und so die Hauptattraktion der Chinesen waren, sodass wir dann nicht mehr auf den Turm gehen konnten.
Gestern dann haben wir einen Ganztagsausflug zum Laoshan gemacht, eine berühmte taoistische Anlage und Ursprung für das Laoshan Mineralwasser. Leider war der gesamte Ausflug etwas unschön organisiert für solch eine riesen Attraktion. So wird man dann z.B mitten im Nirgendwo vom öffentlichen Bus rausgelassen und wundert sich, warum die Taxifahrer dort warten und was von 8km erzählen, wenn man sie ignoriert. Nun ja, leider hatten sie diesmal recht, wollten uns sicherlich zwar auch abzocken, aber immerhin waren es wirklich 8km und keine Dramatisierung für 800m. Zum Glück fuhr irgendwann der besagte öffentliche Bus an uns vorbei und ließ uns einsteigen. Der Eintritt für den Park und die Seilbahn waren reine Abzocke und oben am Gipfel angekommen, musste man natürlich auch nochmal löhnen, aber die Sicht war aufgrund der vielen Nebelschwaden dramatisch und jede Minute wurde eine andere Bergspitze freigelegt. Das entschädigte dann wieder etwas für die Enttäuschung der wenig zugänglichen Preis-und Touristenpolitik.
Den Abend dann verbrachten wir mit Gwen in einer tollen Bar mit Livemusik und ließen dort unser kleines Qingdaoabenteuer ausklingen, um heute morgen dann noch einmal deutsche Luft zu schnuppern. Im Reiseführer lachte uns nämlich noch das Qingdao Ying Binguan an, eine Villa im deutschen Stil in einem kleinen Park. Wahrscheinlich war es die Geschichte drum herum, die mich aufmerksam werden ließ, denn es heißt, die gesamte Anlage hätte Kaiser Wilhelm über 2 Millionen Taler gekostet, weshalb er den Governor, der den Bau veranlasste, sofort entließ. Und tatsächlich: das Haus war wundervoll und prunkvoll und sehr schön eingerichtet. Weshalb auch die chinesischen Touristengruppen hier Halt machen, liegt wohl daran, dass Mao selbst 1957 hier einen Sommer lang Urlaub machte. Weiter unterhalb der Anlage liegt eine protestantische Kirche, die wir uns natürlich auch noch anschauten, ehe wir zum Bahnhof fuhren, um von dort mit dem Zug in 6 Stunden wieder in Peking anzukommen.
Ein sehr feines Wochenende mit vielen Eindrücken, guter frischer Seeluft und noch mehr Bildern, die Torsten nach Sichtung natürlich wieder online stellen wird. Damit euch eine schöne Woche!
Qingdao-Altstadt, Marinemuseum, Xiaoqingdao, Tsingtao-Brauerei und Zhongshan-Park.
Qingdao. Laoshan-Nationalpark, NY-Bar, Qingdao Ying Binguan, Protestant Church
Nach 3 Stunden panoramieren und Kopierstempeln zum Entfernen von gefühlten 28 Stromleitungen und 17 Blitzableitern… ;(
Und als Zugabe, ein Marineschiff. Kreuzer, Zerstörer, Boot, was auch immer.
Reiner hat den Bericht von der Brauerei mit Interesse gelesen.Er hat schon über 500 Etiketten aus China,aber noch kein Bild einer Brauerei.Ihr habt sie doch sicher fotografiert und Papierabzüge sind möglich???
Gestern haben wir einen Eisenbahnfilm über die Strecke Peking-Moskau gesehen.Er begann im Westbahnhof von Peking und soll einer der Besten 10 von China sein.Kennt Ihr ihn?
Liebe Grüße aus Halle.
So, Hallenser, jetzt sind die Bilder von Qingdao online und natürlich auch ein paar von der Brauerei. Die werden wir euch dann noch per Email zusenden!
Liebe Grüße